Kalkulation im Hochbau, Tiefbau und im Handwerk
5 Fallen, in die Sie besser nicht tappen
Unternehmen im Hoch- und Tiefbau sowie im Handwerk stehen regelmäßig vor Herausforderungen wie Ineffizienz und anhaltendem Produktivitätsrückgang. Ein Teil davon resultiert aus der Komplexität von Bauprojekten. Bei solch großen Projekten ist eine der Herausforderungen, die Koordination von Ressourcen und Materialien zur rechten Zeit am richtigen Ort zusammenzubringen. Dabei ist es möglich, diese Herausforderungen zu bewältigen. Hierfür ist es essenziell, den Gesamtüberblick bei Ihren Kalkulationen zu behalten und bei Bedarf während des Projekts proaktiv Anpassungen vorzunehmen.
Wer misst, muss wissen
Ein genauer Einblick in sämtliche Kosten ist bei umfangreichen Projekten im Hochbau, Tiefbau und im Handwerk von entscheidender Bedeutung. Schließlich sind Projekte stets an enge Zeitpläne und strikte Budgets gebunden. Obwohl die detaillierte Kalkulation aller Kosten eine anspruchsvolle Aufgabe sein kann, sollte sie durchgeführt werden. Denn unpräzise Kalkulationen bergen ein hohes Risiko, wie Budgetüberschreitungen, Verzögerungen oder Zahlungsprobleme.
In diesem Blog präsentieren wir Ihnen 5 gängige Kalkulationsfallen und zeigen auf, wie Sie diesen künftig umgehen können. Kennen Sie sie?
1. Eile mit Weile ist besser
Voreilige Schlussfolgerungen resultieren oft aus zu starkem Arbeitsdruck. Dieses Dilemma ist allzu bekannt. Unvorhersehbare Umstände können den Baustellenbetrieb durcheinanderbringen, es gibt Tage, die von Meetings dominiert werden und viele Beteiligten äußern ihre Erwartungen und Anforderungen. In solchen Situationen geht die Kontrolle verloren und es besteht das Risiko von überhasteten Entscheidungen. Hier liegt die Gefahr: Im Baugewerbe sind Kalkulationen aufgrund voreiliger Schlussfolgerungen äußerst riskant. Eine kleine Fehlkalkulation oder unzutreffende Annahmen zu Beginn des Projekts können später gravierende Auswirkungen haben. Diese Fehler aufzudecken und zu korrigieren, verursacht letztlich mehr Zeitverlust, als wenn Sie zu Beginn der Kalkulation eine gründliche Prüfung durchführen würden.
2. Sich nicht auf Annahmen verlassen
Wenn Sie eine Kalkulation im Bauwesen auf felsenfeste Fakten stützen, kommen Sie weiter, als wenn Sie sich auf Annahmen oder Ihr Bauchgefühl stützen. Ja, Sie könnten Ihren Kostenvoranschlag viel schneller fertigstellen, doch er bildet keine stabile Basis für ein erfolgreiches Projekt. Es gibt bessere Wege, Zeit einzusparen. Nutzen Sie beispielsweise Material- oder Leistungsverzeichnisse von ähnlichen Projekten als Ausgangspunkt für Ihre Kalkulation. Dies verringert das Raten und erhöht die Genauigkeit Ihrer Prognose.
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3. Das war doch früher auch schon so…
Auch wenn es gut ist, die Vergangenheit als Referenz zu verwenden (siehe Punkt zwei), ist es wichtig, stets kritisch zu bleiben. Jedes Projekt ist einzigartig und birgt eigene Herausforderungen und Chancen. Behalten Sie daher Trends und Marktveränderungen im Auge, da sie Ihre Kalkulation beeinflussen können. Es ist ratsam, die Kalkulation in verschiedene Abschnitte zu unterteilen und Fachkräfte mit dem notwendigen Fachwissen und Können damit zu betrauen. Aufgrund ihres Expertenwissens sind sie bestens über aktuelle Entwicklungen im Bilde. Dadurch wird die Gesamtkalkulation präziser. Strukturieren Sie Ihre Kalkulation also in Phasen, trennen Sie Material von Arbeitsleistung, nutzen Sie Lieferantenkataloge für direkte Preisangaben und setzen Sie alles zu einem vollständigen Angebot zusammen.
4. Es wird schon gut gehen…
Die Komplexität von Projekten nimmt stetig zu, wodurch die Kalkulation zu einer anspruchsvollen Aufgabe wird. Dennoch bildet sie das Fundament eines Bauprojekts. Ohne ein solide Basis bricht das gesamte Vorhaben wie ein Kartenhaus in sich zusammen, was die Gewinnspanne erheblich beeinträchtigen kann. Eine gründliche Projektüberwachung erfordert eine sorgfältige Kalkulation und regelmäßige Überprüfung, um mögliche Fehler zu vermeiden. Haben Sie tatsächlich etwas übersehen? Dann korrigieren Sie die Kalkulation umgehend, anstatt auf gut Glück zu hoffen. Und denken Sie nicht, “das wird schon gehen”. Also prüfen, prüfen und erneut prüfen!
5. Es ist „nur“ eine Kalkulation, der Einkauf wird es schon richten
Eine präzise Kalkulation ist ein entscheidender Indikator dafür, ob ein Projekt die erwartete Gewinnmarge erzielen wird. Ohne eine genaue Kostenübersicht sind Verzögerungen und Budgetüberschreitungen nicht auszuschließen. Wenn beispielsweise die tatsächlichen Materialkosten höher sind als kalkuliert, haben Einkäufer:innen nur begrenzte Handlungsoptionen. Ersparen Sie Ihrem Einkauf also unangemessenen Verhandlungsdruck und stellen Sie sicher, dass Ihre Kalkulation auf aktuellen Preisen basiert.
Wie können Sie diese Fallstricke umgehen?
Die Arbeit mit einer ungenauen Kalkulation birgt ein erhebliches Risiko in der Hoch-, Tief- und Handwerksbranche. Doch die gute Nachricht ist, dass Sie dies beeinflussen können. Es beginnt mit effizientem Zeitmanagement. Stellen Sie sicher, klare Prioritäten zu setzen. Indem Sie Prioritäten festlegen, wissen Sie genau, welche Aufgaben Sie zuerst angehen müssen. Legen Sie ein Berechnungsverfahren fest, das auf der Erfahrung der Experten in Ihrem Unternehmen beruht. Sie müssen das Rad wirklich nicht jedes Mal neu erfinden! Nutzen Sie auch Stücklisten oder Leistungsverzeichnisse von ähnlichen Projekten als Orientierung für ein neues Projekt. Durch die Integration von Listen zugelassener Lieferanten in Ihrem ERP-System können Sie sicherstellen, dass Ihre Kalkulatoren mit den richtigen Preisen arbeiten.
Die Verwendung der richtigen Software unterstützt Unternehmen ebenfalls bei der Kalkulation. Durch die Nutzung einer integrierten Gesamtlösung für Unternehmen der Baubranche gewährleisten Sie, dass alle Informationen zu den verschiedenen Phasen eines Projekts aus einem System stammen. Sobald der Kostenvoranschlag erstellt ist, kann das Beschaffungsteam auf Grundlage des Kostenbudgets Materialien aus demselben System ordern.
Nutzen Sie ein separates System für Ihre Kalkulation? Dann prüfen Sie die Vorteile einer integrierten Gesamtlösung aus der Cloud, welche Kalkulation, Beschaffung, Projektüberwachung und Finanzen miteinander verknüpft. Nur so erhalten Sie wirklich Echtzeiteinblick in den gesamten Prozess, eine konsistente Version der Wahrheit, jederzeit und überall, und sichern eine präzise Kalkulation im Bauwesen.
Möchten Sie mehr erfahren? Lesen Sie unser Whitepaper “Ertrag oder Verlust? 5 finanzielle Risiken bei Bauprojekten“.
Über den Autor
Hendrik Schulte | Hendrik ist seit über 10 Jahren in der Baubranche zuhause und begleitet Unternehmen bei der Optimierung ihrer primären und sekundären Geschäftsprozesse sowie der Digitalisierung des gesamten Unternehmens mit den Zielen Effizienz zu steigern und die Kunden bestens auf die wachsenden Anforderungen vorzubereiten.